Wo andere einen überschaubaren Garten haben, überblickt Christoph Köhler ein Areal von 700.000 Quadratmetern, was etwa der Größe von 77 Fußballplätzen entspricht.
Der Chef der Ausbildungskolonne bei den Städtischen Betrieben ist der Mann mit dem „Grünen Daumen“ für die Anpflanzungen im Stadtgebiet. Dementsprechend bildet er momentan in Kooperation mit Garten- und Landschaftsbauunternehmen aus der Region auch einen Gärtner und vier Gartenbauhelfer aus. Die Zukunft dieser jungen Menschen liegt ihm genauso am Herzen, wie der Wunsch, ihnen etwas von seiner Leidenschaft vermitteln zu können. Ist ihm doch die Zuneigung zu Pflanzen aller Arten schon in die Wiege gelegt. „Ich habe bereits als kleiner Bub meinem Vater im Garten geholfen und unter anderem Bohnen, gelbe Rüben und Radieschen gesetzt“, verrät er.
Heute muss Köhler größer denken. Zuständig ist er nicht nur für die sogenannte Verkehrssicherung, die ihn darauf achten lässt, dass keine Ausfahrten zugewachsen sind und die Fußwege frei bleiben. Neben Aufgaben wie Bewässerung und der „Erfüllung der Mindeststandards“ für Grünes, muss er die stetige Pflege seines groß geratenen Gartens kontinuierlich planen. Dafür fährt er mit einem dicken Buch, in das er seine Beobachtungen sorgfältig einträgt, regelmäßig durch die Stadt. „Dann sitzen wir im Team zusammen und besprechen, was wir wie gestalten.“ Etwa die verschiedenen Kreiselanlagen der Stadt. Neben dem frisch renovierten Steinberg- und dem Wappenkreisel in der Altstadt, hat Dietzenbach weitere Schmuckstücke, die Autofahrer und Bürger erfreuen. So besticht das Rund direkt am Rathaus mit einem kleinen Weinberg, der dem Dietzenbacher Wappen gemäß rote Weintrauben trägt. Zwei weitere Kreisel an der Gottlieb-Daimler-Straße und einer an der Elisabeth-Selbert-Straße werden zwar von Dietzenbacher Unternehmen bei einem Teil der Pflegemaßnahmen finanziell unterstützt. Die Gestaltung aber liegt bei den KollegInnen der Pflegekolonne. „Wir lassen uns gerne etwas Neues einfallen“, erzählt Köhler. Aktueller Trend seien neben prächtigen Hochstammrosen Gräser mit bunten Einpflanzungen und Ausformungen aus Granit und Kies.
„Viel Arbeit kommt mit dem baldigen Winterschnitt“, blickt Köhler nach vorne. Die Sträucher im gesamten Stadtgebiet brauchen eine Rundumgestaltung und an die rund 5.000 Bäume müssen die Gärtner ebenfalls Hand anlegen. „Da arbeiten wir streng nach unserem Baumkataster, in das wir jeden Schnitt und jede Pflegemaßnahme eintragen.“
Auch privat kann Christoph Köhler, der sich noch an Zeiten erinnert, als Pflanzenpflege ohne elektrische Hilfsmittel vonstattengehen musste, seiner Leidenschaft für Gewächse jeglicher Art nicht entgehen. In hoher Kunst widmet er sich mehr als 50 Bonsai-Pflanzen, sein Garten besticht mit Blühendem, mit Nutzpflanzen, Terrassen, Bänken und einem selbst gebauten Holzhäuschen.
Kleiner Schneidkurs mit Herrn Köhler
Kürzen geht immer. Die Frage ist nur der richtige Zeitpunkt. „Wenn drei Gärtner vor einem Baum oder Strauch stehen, streiten sie sicher über Winter- oder Sommerschnitt“, heißt ein Sprichwort. Die Dietzenbacher Stadtgärtner haben ihre Entscheidung längst getroffen. Sie setzen zur Winterzeit hin die Schere an, nicht nur wegen der Vorgaben des Naturschutzgesetzes (in der Brut- und Setzzeit vom 1. März bis zum 30. September dürfen Hecken nicht geschnitten werden). „Wir nutzen die anschließende Ruhezeit der Pflanzen, damit sie gut wachsen und reich blühen können“, sagt Profi-Gärtner Köhler. Grundsätzlich werden abgeblühte Zweige um die Hälfte gekürzt und alte Triebe an der Basis entfernt. Wenn alles ein bisschen verwildert ist, ruhig mal „auf den Stock setzen“. Das heißt, kürzen bis auf etwa 30 Zentimeter über dem Boden. „Das bringt den Strauch neu in Form.“
Aber Achtung: Manches Gehölz sollte gar nicht geschnitten werden, besser mal im Internet nachsehen oder einen Gärtner fragen.
Grundsätzliche Tipps: Immer Handschuhe anziehen, nie an Frosttagen schneiden und bei Unsicherheit lieber etwas weniger als zu viel wegnehmen.
„Es braucht viele Hände, um die Grünanlagen einer Stadt wie Dietzenbach zu pflegen“, sagt Christoph Köhler. Seine Liebe zu allem, was grünt und blüht beweisen deshalb täglich folgende Teams: Gabi Duvinage und KollegInnen (Pflegekolonne), Stephan Abels und Kollegen (Mäh- und Baumpflegekolonne), Jürgen Siegel (Fuhr- und Baggerarbeiten, Wässern), Kudret Kaya (Pflegearbeiten an der Offenbacher Straße), Lutz Berger und Kollegen (Friedhof), Hans-Peter Schmidt (Waldstadion) und Theo Veith (Otto-Lehr-Anlage).